Ankommen in der neuen Heimat

Nachkriegszeit in Memmingen: Die Schrecken des Krieges wirkten nach. Viele Soldaten blieben vermisst oder in Kriegsgefangenschaft. Der Alltag in der von Amerikanern besetzten Stadt war geprägt von Mangel an Nahrungsmitteln und an Arbeitsstellen.1946 begann der große Zustrom der heimatvertriebenen Menschen aus den deutschen Ostgebieten. Allein aus dem Sudetenland wurden etwa 3 Millionen Menschen ausgewiesen, die zu einem großen Teil nach Bayern transportiert wurden. In Memmingen kamen innerhalb kurzer Zeit 6.543 Menschen an und wurden einquartiert – unter schwierigsten Bedingungen. Die Stadt (Einwohnerzahl 1939: 16.346) vermehrte ihre Bevölkerung schlagartig um 40 Prozent. Die Ankunft der Sudetendeutschen in der neuen Heimat liegt 70 Jahre zurück, zeigt aber Wirkung ins Heute.

Zeitzeugenberichte im Film  und in persönlichen Erinnerungsstücken

Die Ausstellung im Stadtmuseum Memmingen stellt zwölf Zeitzeugen/innen der Betroffenen- und der Bewusstseins-Generation vor, im Alter zwischen 19 und 94 Jahren. Ihre Geschichten aus erster oder zweiter Hand beleuchten die „Willkommenskultur 1946“, diese schwankte zwischen Diskriminierung und nachhaltigen Überlebens- und Aufbauhilfen. Ein Aspekt ist die Unterbringung in Zwischenlagern, wie der „Burg“ oder der Barackensiedlung für 2.000 Menschen auf dem „Hühnerberg“. Die neuere Stadtgeschichte, die bauliche Entwicklung und die Stärkung durch Arbeitskräfte und Betriebe hängen eng mit den heimatvertriebenen Familien und Persönlichkeiten zusammen. Unterschiedliche Lebenswege stehen für die Unmöglichkeit oder Möglichkeiten von Freiheit.

Erinnerungscafé mit der Kuratorin Ursula Winkler im Stadtmuseum

Die Ausstellung lädt ausdrücklich dazu ein, eigene Erinnerungen oder Erfahrungen mitzuteilen – sei es aus Sicht der Ankömmlinge oder aus Sicht der Aufnehmenden. In der Ausstellung gibt es dazu eine Kommentar-Wand. An drei Terminen lädt die Kuratorin alle Interessierten zu einem Erinnerungscafé. 

Zeitmaschine und historischer Rundgang AM Hühnerberg

Am 28.07. landet die „Zeitmaschine“ am Hühnerberg. Der Stadtteil hat eine besondere Geschichte, die nicht nur von Flucht und Vertreibung gekennzeichnet ist. Mit dem Rundgang „Erinnerungsort Hühnerberg“ erinnert der Historische Verein an die Geschichte des Hühnerbergs. Der Rundgang beginnt am Aussichts-/Bismarckturm von 1904/08. Mit dem Bau einer SA-Schule 1933 schließt sich ein düsteres Kapitel an. In den Baracken „des Stalag“ waren ab 1940 mehr als 2000 Kriegsgefangene untergebracht. Gleichzeitig war hier die Befehlsstelle für mehr als 20.000 Zwangsarbeiter. Mit der Unterbringung von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen begann ab 1946 das prägendste Kapitel der Stadtteilgeschichte. Die „Zeitmaschine“ beschäftigt sich mit dem Thema Flucht und zwar mit der von heute. Die Installation ist von den Künstlern Alexandra Vogt und Jörg Hartmann. Mit minderjährigen Geflüchteten haben sie sich mit dem Thema neue Heimat auseinandergesetzt und spiegeln dieses im wahrsten Sinne des Wortes. 

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„Ankommen in der neuen Heimat“ ist eine der 12 Aktionen von „Zeitmaschine Freiheit“, dem zweijährigen Projekt zur Initiierung neuer Partnerschaften für das Stadtmuseum Memmingen.


Das Projekt Zeitmaschine Freiheit wird gefördert im Fonds Stadtgefährten der