Sonderausstellungen


VerVolkt – Diese Ausstellung kann Spuren von Nazis enthalten!

„VerVolkt – Dieses Projekt kann Spuren von Nazis enthalten“

Gemeinsam mit der VHS und der Initiative „Allgäu, rechtsaußen“ werden durch Ausstellungen und Veranstaltungen Vergangenheit und Gegenwart zusammengeführt und an verschiedenen Orten im Stadtgebiet Memmingen dargestellt werden.

Mit dem Ausstellungsprojekt „VerVolkt – Dieses Projekt kann Spuren von Nazis enthalten“ will das Stadtmuseum Memmingen aufmerksam machen auf Antisemitismus in unserer Gesellschaft. Aufmerksam machen auf das, was nie wirklich weg war, sondern immer noch allgegenwärtig ist. Aber vor allem soll das Projekt erinnern. Erinnern an die Verfolgten und an die Opfer des Nationalsozialismus in Memmingen und dem Unterallgäu. Bereits 1920 zeichneten sich in Memmingen Vorboten antisemitischer Ausgrenzungen ab, bis hin zu nationalistischem Terror. In den Jahren nach 1933 wurde durch Maßnahmen der Entrechtung und Ermordung von Juden deutlich, dass das jüdische Deutschtum in Memmingen keine tragfähige gesellschaftliche Basis hatte. Doch es gab noch zahlreiche weitere Opfergruppen.

Open Air Ausstellung

Die Open Air Ausstellung am Martin-Luther- Platz erinnert an verfolgte Opfergruppen, Verbrechen und Schickane der Nationalsozialisten sowie rechte Situationen und Probleme der heutigen Zeit hinweisen. Dabei sollen schicksalhafte Ereignisse der NS-Zeit zusammen mit den rechten Tendenzen der letzten Jahre im öffentlichen Raum zum Austausch, zum Erinnern und zur Diskussion anregen.

Stadtmuseum

Die Ausstellung im Stadtmuseum zeigt Memmingen in der Zeit des Nationalsozialismus. In Schicksalsberichten, Fotografien und Filmen werden vom Nationalsozialismus Verfolgte aus Memmingen und dem Allgäu betrachtet.
Im Fokus sind:

  • Schicksalsberichte Memminger Jüd:innen
  • „Rassenschande“ auf dem Land
  • Verfolgte Kinder und Jugendliche

sowie Berichte über Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus.
Leo Hiemers Film „Kann Spuren von Nazis enthalten“ – bildet das Zentrum des Projekts, als Schnittstelle zwischen Stadt und Land, Verfolgten und Verfolgern, Gestern und Heute. Fotografien von Alfred Guggenheimer, aber auch Zeichnungen von Paul Wernet, der im KZ-Außenlager Kempten inhaftiert war, ermöglichen einen zusätzlichen Blick in die Vergangenheit.

Die Ausstellung versteht sich als Teil einer Erinnerungslandschaft. Sie ist als Informationsgrundstock gedacht, der durch weitere Ausstellungsangebote und Diskussionsveranstaltungen in der Stadt vertieft werden soll.

Als Sammlungsprojekt soll „Vervolkt“ der Anfang eines partizipativen Aufarbeitungsprozesses sein, aber keine vollständige Ergebnispräsentation. Bringen Sie ihr wissen und ihre Erinnerungen, sowie Ansichten und Zukunftsperspektiven zu unserem Themenfeld ein. Sie erreichen uns unter stadtmuseum@memmingen.de

Ihre Informationen könnten zu unserer Forschungsgrundlage werden!
Im Herbst wird mit Vervolkt II eine Ausstellung der Sammlungsergebnisse im Stadtmuseum präsentiert.

Schirmherrschaft: Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister a.D., MdL
Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe


„Gabi lebt, solange wir uns an sie erinnern.“ (...)

Von Mai bis September 2021 findet auch die Abschlusspräsentation der Wanderausstellung „Geliebte Gabi“ begleitend im Stadtmuseum statt. „Geliebte Gabi“ stellt ein kleines Mädchen, das Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns war, in den Mittelpunkt. Eindrucksvolle, großformatige Fotos sind zu sehen, die Gabis glückliche Kindheitstage im Allgäu zeigen, rückseitig aber die Schattenseiten der damaligen Zeit aufzeigen: Verzweiflung, Flucht und Verfolgung bis zum Mord. Gabi steht stellvertretend für 1,5 Mio. ermordeter Kinder.

In der Abschlussausstellung im Memminger Stadtmuseum werden alle bisherigen Erweiterungen der Wanderausstellung gezeigt.

Das Ausstellungsprojekt wird durch ein Begleitprogramm unterstützt. Die Veranstaltungen bieten Gelegenheit zu interreligiösem Dialog und offener Diskussion.

Schirmherrschaft:
Dr. Gerd Müller,
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Kempten, Lindau, Oberallgäu



©Julie Madlener; Stadtmuseum Memmingen

Ausstellung:

Bücherverbrennung 10. Mai 1933


14.07. – 28.08.2021, Stadtbibliothek Memmingen, Martin-Luther-Platz 1, Memmingen
Die für den 10. Mai geplante Erinnerungsveranstaltung an die Bücherverbrennung konnte aus Gründen der Pandemie leider nicht stattfinden. Sie sollte an die Aktion der Deutschen Studentenbewegung und der Sympathisant:innen des Nationalsozialismus im Jahr 1933 erinnern, die auf Grundlage einer sog. „Schwarzen Liste“ „verbrennungswürdige Bücher“ an diesem Tag in einer konzertierten Aktion in vielen deutschen Großstädten gemeinsam medienwirksam öffentlich verbrannten.
Jetzt, 88 Jahre später, sollten bearbeitete Holzplatten der Künstlerin Cornelia Brader symbolisch aus dem Feuer gerettet und als mahnende Exponate in der Ausstellung gezeigt werden. Nun mussten die Organisator:innen aus der Not der Pandemie eine Tugend machen, indem sie die geplanten mündlichen Beiträge der Schülerinnen und Schüler dieser abendlichen Aktion in einen Film - unter Mitwirkung des Regisseurs Leo Hiemer - einbetteten, der die Ausstellung nun begleitet und ab dem 14. Juli auf der Videoplattform YouTube die Verbrennung der Holzplatten mit einem „Nie wieder!“ öffentlich in Szene setzt.
Die Ausstellung selbst zeigt die angebrannten Holzplatten, die - von künstlerisch gestalteten Erklärungstafeln flankiert – den Besucher:innen einen kurzen Überblick über die Verfasser:innen der 1933 verbrannten Literatur geben wollen. Die künstlerisch gestalteten Portraits und die Beschreibungen auf den Erklärungstafeln sind die Ergebnisse von Schülerarbeiten der 9. Jahrgangsstufe des Bernhard-Strigel Gymnasiums.
Der Ausstellungsort in der Stadtbibliothek Memmingen zeigt mit seinem reichhaltigen Buchbestand eindrucksvoll, dass Freiheit sich nicht unterdrücken lässt und dass Autor:innen, die von den Nazis als „undeutsch“ verfemt wurden, noch heute mit Genuss ausgeliehen und gelesen werden.
Die Schirmherrschaft des Projekts hat Herr Oberbürgermeister Manfred Schilder übernommen. Die Exponate selbst wurden von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (Arbeitsgemeinschaft Memmingen-Kempten-Allgäu) finanziert. Die Ausstellung findet in Kooperation von Stadtmuseum, Stadtbibliothek und vhs Memmingen statt.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek zugänglich.


Theater

Die Jüdin und der Kardinal


Ein Stück von Leo Hiemer über die Beziehungen von Gabis Mutter und Kardinal Faulhaber, inszeniert von Silvia Armbruster, produziert vom
Theater in Kempten.

Februar 1935. Die Jüdin Lotte Eckart aus Augsburg wird bei Kardinal Faulhaber in München vorstellig: Sie will getauft werden. Der Kirchenmann nimmt sich der jungen Frau väterlich an, empfiehlt sie zur Taufe und firmt sie. Auch Lottes uneheliche Tochter Gabi wird gleich nach der Geburt getauft. Dennoch werden Mutter und Kind von den Nationalsozialisten weiterhin als Juden geführt. Faulhaber unterstützt deshalb Lottes Versuche, mit ihrem Kind nach Amerika auszuwandern. Doch die Sache gestaltet sich schwierig und der Kampf um die Rettung der getauften Jüdin und ihres unehelichen Kindes wird immer mehr zum Drama.
In seinen Tagebüchern notiert Kardinal Faulhaber vierzehn Begegnungen mit Lotte. Ausgehend von diesem authentischen Material macht Leo Hiemer in der Begegnung von zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, auch den fragwürdigen Balanceakt der Kirche zwischen Verteidigung des Glaubens und Loyalität zum Regime greifbar.

Nach dem Film „Leni … muss fort“, dem Buch „Gabi. Geboren imAllgäu. Ermordet in Auschwitz“ und der Ausstellung „Geliebte Gabi“ setzt sich der Filmemacher Leo Hiemer ein weiteres Mal mit dem Schicksal von Gabriele Schwarz auseinander. Zum ersten Mal widmet er sich nun der Geschichte ihrer Mutter Lotte Eckart und ihrer verzweifelten Versuche, sich und ihr Kind vor den Nationalsozialisten zu retten – mit Hilfe keines Geringeren als Kardinal Faulhaber.

Vergangene Veranstaltungen finden Sie hier.