„DAS WORT – Widerstand ist nicht zwecklos“ - Vanessa Hafenbrädl


Die künstlerische Intervention „DAS WORT – Widerstand ist nicht zwecklos“ von Vanessa Hafenbrädl begeisterte am vergangenen Wochenende mehrere hundert Besucherinnen und Besucher in der Kartause Buxheim.

Memmingen, 26. März 2025 – Das EU-geförderte Kunstprojekt „Spuren des Bauernkriegs: Eine künstlerische Reise zu topographischen Orten des Bauernkriegs 1525“ machte am vergangenen Wochenende in der Kartause Buxheim halt. Nach einer feierlichen Begrüßung von Buxheims Ersten Bürgermeister Wolfgang Schmidt sowie ansprechenden Worten von der stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Petra Beer und Jan Rothenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Memmingen, konnten die knapp 400 Besucherinnen und Besucher am Samstag, 22.03. und Sonntag, 23.03. die künstlerische Intervention „Das Wort – Widerstand ist nicht zwecklos“ von Vanessa Hafenbrädl, die auch persönlich anwesend war, in der Kartause Buxheim bestaunen.

Das Projekt bestand aus drei Kunstwerken, die bei einem betrachtenden Rundgang nacheinander wahrgenommen werden konnten. Durch die multisensorische Kombination von Sehen, Hören und Bewegen in der historischen Architektur entstand ein eindringliches Erlebnis, das nach den Bedingungen von Unterordnung und Freiheit fragen sollte. Mensch, wo bist Du frei? Wo bist Du fremdbestimmt? Wo entsteht durch Dich (Un)Freiheit? „Die Möglichkeit, für uns alle heute, auf die Straße gehen zu können und für die Verteidigung unserer Werte zu demonstrieren, ist nicht selbstverständlich und stimmt mich positiv“, betonte Vanessa Hafenbrädl im Rahmen ihrer Ausstellung. „Im Gegensatz zu Martin Luthers Aufruf vor 500 Jahren ‚Die Ordnung fordert Zucht und eher, dass Weiber schweigen, wenn die Männer reden‘ bringt Vanessa Hafenbrädl weibliche Stimmen in die Kartause“, ergänzte Regina Gropper, Leiterin des Stadtmuseums. Die verwendeten Texte stammten aus Éric Vuillards „Der Krieg der Armen“ (nach Thomas Müntzer), es sprach Anna McCarthy nach dem Arrangement von Zoro Babel.

Dieses Projekt war eine Veranstaltung des Stadtmuseums Memmingen im Rahmen der Kunsttrilogie „Spuren des Bauernkriegs“ (Wolfertschwenden, Buxheim, Ottobeuren) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Kulturamt Buxheim (Kulturamtsleiterin Christina Nike Schneider), gefördert durch das Interreg-Projekt „500 Jahre Bauernkrieg. Freiheit braucht Courage“. Kuratiert von Regina Gropper M.A. und Dr. Veronika Heilmannseder (Buxheim, Ottobeuren, Wolfertschwenden).


ZUR GESCHICHTE: 

„DAS WORT – Widerstand ist nicht zwecklos“ ist ein feinsinniges, synästhetisches Kunsterlebnis, das den historischen Genius Loci seines Aufführungsorts reflektiert und die Betrachter:innen vollständig in die künstlerische Umgebung eintauchen lässt. In der historischen Kartause Buxheim schafft Hafenbrädl mit einer zeitgenössischen Kunstinstallation eine Verbindung zwischen dem von den Bauernaufständen 1525 bedrängten Männerkloster und aktuellen gesellschaftspolitischen Spannungen: die Gesellschaft wandelt sich, doch der Kampf um Gerechtigkeit und Gleichheit bleibt und nimmt verschiedene Formen an. 1525 war das von der Welt im Gebet zurückgezogene Leben der Kartäuser nur möglich, weil Bäuerinnen und Bauern in den grundherrschaftlichen Dörfern der Kartause für das tägliche Brot sorgten. Welche Abhängigkeiten bestehen heute und wo sind sie zu ändern?


ZUR ARBEIT:

Die Marienkirche der Kartause mit ihren kunstvollen Schnitzereien und Verzierungen leuchtet als Projektions-fläche einer einzigartigen Licht-Klang-Installation mit einem mundgeblasenen Spiegelglaszylinder, einer Videoprojektion und dem virtuellen Sound eines Frauen-chors (Musik: Ioseb Kechakmadze).Sie fordern im 1525 rein von Männern genutzten Chorgestühl als Symbol der mönchischen Abgeschiedenheit und Gemeinschaft Gehör und Gleichberechtigung.

Im Kreuzgang lässt „Der Krieg der Armen“ (Text: Éric Vuillard) die Worte vergangener Freiheitskämpfer lebendig werden und verwebt sich mit den Stimmen der Freiheit im Chorgestühl. Hafenbrädls Installation „Glasstides“ in der Annakapelle katapultiert abschließend zurück in die umgebende Natur des Alpenlands, wo die Klimakrise ein weiteres Ringen um Ressourcen und Freiheit hervorruft und das Aushan-deln von Lebensraum auch kulturelle Traditionen infrage stellt.

Der Grenzbereich auditiver und visueller Eindrücke des immersiven settings öffnet den Besuchenden einen Zugang zu einer tiefen emotionalen und geistigen Verbindung zur Kunst, die die Grenzen zwischen Kunst-werk und Betrachter verwischt.


ZUR KÜNSTLERIN:

Vanessa Hafenbrädl (*1979 in Gräfelfing), freischaffende Videokünstlerin und Kunstraumaktivistin (Tassilo-Preis 2023), zeichnet sich als poetisch-ästhetische Geschichtenerzählerin mit international anerkannten Arbeiten aus, die handwerkliches Glas, Videomapping und Soundinstallationen verbinden, inspiriert durch ihre familiären Wurzeln im Glasbläserort Frauenau und Kunstperformances von Neuseeland bis Island.

https://www.vanessahafenbraedl.de/